* 35 *
In dem Zimmer hinter der großen roten Tür hatten schon die unterschiedlichsten Tiere eine gewisse Zeit oder, in manchen Fällen, sogar ihr ganzes Leben verbracht, aber Donner war das erste Pferd. Sam hatte einmal eine Ziege mitgebracht, aber sie blieb nur ein paar Sekunden. Sarah Heap wollte damals keine Vierbeiner mit Hufen in ihrer Wohnung haben. Aber diesmal hatte sie nichts gegen Hufe einzuwenden. Es störte sie überhaupt nicht, dass nun in der Ecke ein großes Pferd stand, das ihr Simon mit verschrumpelten Äpfeln fütterte, die er in einer Schüssel auf dem Fußboden gefunden hatte.
Sarah war verwundert darüber, wie sich ihr altes Zuhause gewandelt hatte. Und während sie dastand und all die Veränderungen bestaunte, die Silas im vergangenen Jahr heimlich vorgenommen hatte, stiegen schöne Erinnerungen in ihr auf und verdrängten nach und nach die tiefe Schwermut, in die sie der schwarze Nebel gestoßen hatte. Jetzt verstand sie, warum sich Silas immer davongeschlichen hatte.
Jenna und Simon waren seit ihrer überstürzten Flucht an Jennas zehntem Geburtstag nie in ihr altes Zuhause zurückgekehrt und erkannten die Wohnung kaum wieder. Verschwunden waren die Berge von Büchern, Gerümpel und Bettwäsche und überhaupt der ganze »Haushaltskrempel«, wie ihn Silas immer genannt hatte. Sie hatten ordentlichen, wenn auch selbst gezimmerten Regalen Platz gemacht, in denen all die Zauberbücher standen, die Silas einst gerettet hatte, indem er sie in der kleinen Dachkammer versteckte. Die Feuerstelle des Hauptkamins war gefegt und mit großen Holzscheiten bestückt. Die Töpfe, die am Kamin hingen, waren blitzblank und der Größe nach geordnet. Der abgenutzte Holzfußboden war mit Teppichen (von denen Jenna einige aus dem Palast wiedererkannte) bedeckt, und als Ersatz für die Stühle, die Silas noch zu zimmern gedachte, lagen Kissen verstreut herum.
Für Septimus war es ein seltsames Gefühl, an den Ort zurückzukehren, an dem er zur Welt gekommen war und dennoch nur die ersten Stunden seines Lebens verbracht hatte. Betreten blieb er an der Türschwelle stehen. Er sah, wie Simon den Arm um Lucy legte und aus dem Fenster auf den Fluss deutete, um ihr etwas zu zeigen. Da begriff er, warum er sich so unbehaglich fühlte. Dies war Simons altes Zuhause, er hatte hierhergehört. Er, Septimus, war hier fremd.
Sarah Heap bemerkte, dass ihr jüngster Sohn an der Tür zögerte, als wartete er darauf, hereingebeten zu werden. Sein Anblick vertrieb den letzten Rest ihrer Niedergeschlagenheit. Sie ging zu ihm und legte ihm den Arm um die Schulter. »Willkommen zu Hause, mein Schatz«, sagte sie, zog Septimus ins Zimmer und schloss die Tür.
Seltsame Gefühle überkamen Septimus – er wusste nicht, ob ihm zum Lachen oder zum Weinen zumute war. Doch plötzlich fühlte er sich wie von einer Last befreit, die er, ohne sich dessen bewusst zu sein, mit sich herumgetragen hatte. Es war richtig – er war zu Hause.
Die Längste Nacht schritt voran. Außerhalb der Anwanden breitete sich das Dunkelfeld in der Burg unaufhaltsam aus und wurde dabei immer stärker, da es allen, die in ihm gefangen waren, Energie entzog. Bislang verschont geblieben waren nur der Zaubererturm, der durch seinen blendenden Schutzschild geschützt war, die versiegelte Hermetische Kammer, in der Beetle saß wie ein Schmetterling in einem Kokon, eine kleine Sicherheitskammer tief im Innern der Gruselgrotte – und die Anwanden.
Die Anwanden waren schon seit sehr langer Zeit bewohnt. Sie stammten aus jenen Tagen, als viele Burgbewohner Zauberei noch als Hobby betrieben. Aus diesem Grund hafteten an den Eingängen noch viele Überreste von Abwehrschirmen, Türschützern, Segenssprüchen, Glücksbringern und allen möglichen wohlmeinenden Zaubern. Ihre Magie war schwach, doch im Laufe der Jahre waren ihre Wirkkräfte in die alten Steine eingedrungen, und das genügte, um das Dunkelfeld an allen Durchgängen, Toren, Türen und Fenstern, die in die Anwanden führten, aufzuhalten. Allerdings reichte das nicht aus, um den gezielten Angriff abzuwehren, der nun begann.
An dem efeuumrankten Torbogen in der Nähe von Ma Custards Süßwarenladen – wie auch an jedem anderen Zugang zu den Anwanden – löste sich der ausgefranste Schatten eines Gespenstes aus dem Dunkelfeld. Das Gespenst trat unter den Bogen und erzwang sich den Weg durch die Überbleibsel der alten Zauber. Ihm folgten die ersten Schwaden des Dunkelfelds und erstickten, als sie in den Korridor wirbelten, ein Binsenlicht nach dem anderen mit einem leisen Zischen. Das Gespenst, zufällig dasselbe, das von Feuerspei in den Fluss geschleudert worden war, hoppelte triefend über die Steinplatten, löschte die Kerzen und zog die wabernde Dunkelheit hinter sich her. Kam der schwarze Nebel an einem Zimmer oder einer Wohnung vorbei, kroch er unter den Tür durch und schlüpfte durch das Schlüsselloch, und die angsterfüllten Stimmen hinter der Tür verstummten. Manchmal ertönten auch Schreie oder Freudenrufe, wenn jemand einem geliebten und lange verschollenen Menschen zu begegnen glaubte, doch auch die verklangen bald, und Stille breitete sich aus.
Im obersten Stock des ältesten Teils der Anwanden, in dem Zimmer hinter der großen roten Tür, richtete sich Sarah Heap auf eine Belagerung ein. Trotz aller Proteste wollte sie Wasser aus dem Brunnenhof holen.
»Ich komme mit«, sagten Septimus und Simon gleichzeitig – und starrten einander dann zornig an.
Sarah sah ihre Söhne an. »Ihr könnt beide mitkommen, aber ich möchte nicht, dass ihr euch auf dem ganzen Weg zum Brunnen und zurück zankt«, sagte sie streng. »Verstanden?«
Septimus und Simon knurrten zustimmend und verzogen dann ärgerlich das Gesicht, weil sie sich beide so gleich anhörten.
Flankiert von ihrem ältesten und ihrem jüngsten Sohn, die inzwischen beide größer waren als sie, machte sich Sarah auf den einst vertrauten Weg zum Brunnen. Sie konnte ihr Glück kaum fassen, während sie zwischen ihnen durch die stillen Korridore ging. Es kam ihr vor, als wären alle ihre Träume wahr geworden. Dass ihre Söhne nicht miteinander sprachen und dass in diesem Augenblick in der Burg so schreckliche Dinge geschahen – und zweifellos bald auch bis zu ihnen vordringen würden –, tat ihrer Freude keinen Abbruch. Wenigstens für ein paar Minuten hatte sie ihre Jungen wieder. Nicht alle, gewiss, aber die beiden, von denen sie schon so oft geglaubt hatte, sie würde sie niemals Wiedersehen – und die sie mehrmals sogar für tot gehalten hatte.
Doch Sarahs Glück währte nicht lange. Als sie, jeder zwei Eimer Wasser schleppend, vom Brunnenhof zurückkamen, sahen sie am Ende der Dicken Bertha eine verräterische Nebelranke hinter einer Ecke hervorsprießen. Sie eilten in die Vor-und-Zurück-Straße, und die große rote Tür flog von ganz alleine auf. Sie flitzten hinein, und die Tür knallte hinter ihn zu. Sarah steckte den Schlüssel ins Schloss und drehte ihn um.
»Die Tür braucht einen Abwehrzauber gegen Dunkelkräfte«, sagte Septimus. »Ich werde einen wirken.«
Sarah mochte diese Art von Zaubern nicht. In ihrer Familie hatte es immer Hexen und Zauberer gegeben, daher hatte Sarah es nicht gern, wenn in ihren vier Wänden das Wort »Dunkelkräfte« nur ausgesprochen wurde. Denn was man sagte, konnte nur allzu rasch wahr werden, da hielt es Sarah mit dem Hexengrundsatz: Eine genannte Tat ist eine geforderte Tat. »Nein danke, mein Schatz«, sagte sie also rasch. »Wir sind hier auch ohne sicher. Die Tür hat ihre eigene Magie.«
Marcellus, der sich seit ihrer Ankunft in dem Zimmer ziemlich nutzlos vorkam, war froh, nun mit gutem Rat zur Seite stehen zu können. »Madam Heap, wir brauchen jeden Schutz, den wir bekommen können. Mein Lehrling hat recht.«
Simon und Sarah warfen ihm einen fragenden Blick zu. »Ihr Lehrling?«, fragte Sarah.
Marcellus beschloss, nicht darauf einzugehen. »Ich würde sogar behaupten wollen«, fuhr er fort, »dass unser Überleben von einem solchen Abwehrzauber gegen Dunkelkräfte abhängen dürfte.«
Simon konnte nicht länger an sich halten. »Das stimmt«, sagte er. »Wir brauchen einen flüssigen Abwehrzauber, verbunden mit einem mächtigen Schutzschirm. Und obendrein benötigen wir einen wirkungsvollen Tarnzauber – der ist ganz wichtig.«
Septimus schnaubte verächtlich. Erwartete Simon allen Ernstes, dass er Ratschläge von dem Menschen annahm, der dies hier alles verursacht hatte?
Simon missverstand sein Schnauben. Er versuchte zu erklären: »Schau, du kannst den stärksten Abwehrzauber der Welt wirken, aber wenn er zu sehen ist, nützt er nicht viel. Das Dunkelfeld wird ihn einfach so lange bedrängen, bis er sich auflöst. Und früher oder später wird er sich auflösen. Glaub mir, ich kenne mich damit aus.«
»Dir glauben?«, platzte Septimus heraus – obwohl er eigentlich dem nur zustimmen konnte, was Simon gesagt hatte. »Du machst wohl Witze.«
Sie begannen zu streiten.
Sarah versuchte zunächst, den Zank zu ignorieren. Sie wünschte und hoffte, dass ihre Söhne die Sache unter sich klärten und ihre Kräfte dann auf das Dunkelfeld konzentrierten, das immer näher kam. Sie beschäftigte sich damit, die eingeweckten und getrockneten Lebensmittel durchzusehen, die Silas im Speiseschrank gestapelt hatte – und dann sagte sie doch zu Septimus und Simon, sie sollten endlich aufhören zu zanken. Sie beruhigte Donner, indem sie ihm auf die Nase pustete und ins Ohr flüsterte – und sagte zu Septimus und Simon, dass sie nicht streiten sollten, egal worüber. Sie fegte Holzspäne zusammen, die Silas liegen gelassen hatte – und sagte zu Jenna, dass sie sich nicht in den Streit anderer einmischen solle. Sie wischte über den Tisch und sagte zu Lucy, dass sie Jenna in Ruhe lassen solle. Und dann, als alle sich so in die Haare gekriegt hatten, dass eine Rauferei zwischen Jenna und Septimus auf der einen und Simon und Lucy auf der anderen Seite unvermeidlich schien, riss ihr der Geduldsfaden.
»Schluss jetzt!«, schrie sie und klopfte mit dem Stiel ihres Besens auf den Boden. »Hört sofort auf. Alle!«
Das Handgemenge an der Tür stockte, und alle blickten verdutzt zu Sarah herüber.
»Ich will in diesem Zimmer kein böses Wort mehr hören, habt ihr verstanden? Es ist mir gleich, was ihr in der Vergangenheit getan habt, es ist mir gleich, wie töricht, irregeleitet oder einfach nur böse ihr gewesen seid – und manche waren alles auf einmal –, denn ihr seid meine Kinder. Ihr alle. Ja, Lucy, auch du gehörst jetzt dazu. Was immer einer von euch verbrochen hat, wie sehr ihr euch gegenseitig wehgetan habt, wenn ihr hier in diesem Zimmer seid, will ich nichts davon hören. Ihr werdet so zueinander sein, wie es sich für Geschwister gehört. Habt ihr verstanden?«
»Gut gesprochen«, murmelte Marcellus.
Jenna, Septimus, Simon und Lucy waren völlig verdattert und nickten betreten. Simon setzte sich mit Lucy an den Kamin und ließ Septimus den Abwehrzauber auf seine Art wirken, die, wie er feststellte, auch seine Art war.
Jenna ging zum Fenster. Eine ungewöhnlich schweigsame Ratte hockte auf dem Fensterbrett und blickte hinaus.
»Hallo, Stanley«, sagte sie.
»Hallo, durchlauchtigste Prinzessin«, antwortete Stanley mit einem schweren Seufzer.
Jenna folgte seinem Blick über den Fluss. Am anderen Ufer konnte sie die Lichter des Gasthauses Zum Dankbaren Steinbutt durch die Bäume schimmern sehen und tief unten das blaue Band des Flusses.
»Wie klar es draußen ist«, sagte sie. »Ist das nicht schön? Keine schwarze Suppe.«
»Das ist nur noch eine Frage der Zeit«, erwiderte Stanley düster.
Von hinten nahte das Schlappen eines kaputten Schuhs. Marcellus gesellte sich zu ihnen ans Fenster. »Mitnichten«, sagte er. »Ein Dunkelfeld wird durch fließende Gewässer aufgehalten, insbesondere wenn diese den Gezeitenkräften des Mondes unterliegen.«
»Tatsächlich?«, fragte Jenna. »Dann ... dann wären wir da draußen vor dem Fenster in Sicherheit?«
Marcellus spähte in die Tiefe. Das Wasser reichte direkt an die Felswand heran. »Ich denke schon«, befand er. »Der Fluss fließt ganz dicht hier vorbei.«
Jenna wusste darüber Bescheid. Soweit sie zurückdenken konnte, hatte sie den Fluss von ihrem kleinen Fenster im Schrank aus beobachtet. »Er steigt an den Mauern herauf«, erklärte sie. »Es gibt überhaupt kein Ufer, nur ein paar Eisenringe, damit Boote festmachen können.«
»Dann kann das Dunkelfeld hier nicht weiter«, sagte Marcellus.
»Also wenn das so ist«, warf Stanley, der mit großem Interesse zugehört hatte, ein, »werde ich die Fliege machen.«
»Sie wollen gehen?«, fragte Jenna.
»Ich muss, eure Durchlauchtigkeit. Ich habe vier Rättlein, die jetzt ganz allein da draußen sind. Der Himmel weiß, wie es um sie steht.«
»Aber wie wollen Sie denn da hinunterkommen?« Jenna blickte aus dem Fenster. Es ging wirklich sehr tief hinab.
»Eine Ratte hat so ihre Methoden, eure königliche Persönlichkeit. Außerdem meine ich, ein Regenrohr ausmachen zu können. Wenn Sie die Freundlichkeit hätten, das Fenster zu öffnen, dann verschwinde ich.«
Jenna sah Marcellus fragend an. »Ist das nicht gefährlich?«, erkundigte sie sich.
»Nein, Prinzessin, jedenfalls im Moment noch nicht. Natürlich wissen wir nicht, was später vom Dach heruntersickert. Aber wenn die Ratte unbedingt gehen will, sollte sie es besser jetzt tun.«
Stanley blickte ihn erleichtert an. »Würden Sie mir die Ehre erweisen, Sir, dann breche ich sofort auf«, sagte er.
Marcellus sah ihn verwirrt an. »Was für eine Ehre?«
»Er meint, ob Sie ihm vielleicht das Fenster öffnen könnten«, erklärte Jenna, die Stanley gut genug kannte, sodass sie übersetzen konnte.
Marcellus öffnete das Fenster einen Spaltbreit, und ein kalter Windstoß fuhr ins Zimmer.
»Was tun Sie denn da?«, rief Sarah erschrocken. »Sie lassen ja alles herein! Machen Sie auf der Stelle das Fenster wieder zu.«
Die Ratte hüpfte flugs auf den Sims, spähte nach unten und suchte nach dem besten Weg, der an der steilen Felswand der Anwanden hinabführte.
»Stanley, könnten Sie bitte ...«, flüsterte Jenna rasch, als Sarah, den Besen noch in der Hand, durchs Zimmer gestürmt kam.
»Ja?«, fragte Stanley nervös und beobachtete Sarah mit dem Argwohn einer Ratte, die Ärger mit Besen gewohnt war.
»... zu Nicko gehen – Nicko Heap, auf Jannits Bootswerft. Sagen Sie ihm, was hier geschieht. Sagen Sie ihm, wo wir sind. Bitte.«
Sarah knallte das Fenster zu.
Jenna sah, wie auf der anderen Seite der Scheibe Stanley vor Überraschung weit den kleinen Rattenmund aufsperrte und dann rückwärts in die Nacht taumelte.
»Mom!«, schrie Jenna. »Was tust du denn? Du hast ihn umgebracht!«
»Besser eine Ratte als uns alle zusammen«, erwiderte Sarah. »Aber ihm wird sowieso nichts geschehen. Ratten landen immer auf den Füßen.«
»Das gilt für Katzen, Mom, nicht für Ratten. O nein, der arme Stanley!« Jenna spähte in die Tiefe, konnte aber keine Spur von ihm entdecken. Sie seufzte. Ihre Mutter war nun wirklich nicht zu verstehen, überhaupt nicht. Sie stieß bedenkenlos eine Ratte ins Verderben und setzte für eine Ente ihr Leben aufs Spiel.
»Er hat bestimmt irgendwo Halt gefunden, Prinzessin«, sagte Marcellus. »Seien Sie unbesorgt.«
»Hoffentlich«, sagte Jenna.
Stanleys unfreiwilliger Sturz ging allen nahe, auch Sarah. Sie hatte das nicht gewollt. Als sie das Fenster schloss, hatte sie in ihrer Panik nicht bedacht, dass die Ratte draußen saß. Aber sie wollte es nicht zugeben. Sie musste die Lage unbedingt unter Kontrolle halten, und wenn die anderen ihr zutrauten, dass sie womöglich in der Lage war, eine Ratte in den Tod zu stoßen, dann war das vielleicht gar nicht so verkehrt.
Sarah begann, Aufgaben zu verteilen, und bald brannte ein Feuer, und ein köstlich riechender Eintopf blubberte in dem Kessel, der darüberhing. Ein Eintopf, der, wie Lucy bemerkte, so wenig mit dem ihrer Mutter gemeinsam hatte, dass er eigentlich einen anderen Namen verdient hätte.
Bei dem Gedanken an ihre Mutter seufzte Lucy. Sie durfte gar nicht daran denken, was ihren Eltern in diesem Augenblick widerfuhr – oder Rupert auf der Bootswerft. Ja, das alles war so beängstigend, dass es ihr schwerfiel, überhaupt einen Gedanken zu fassen. Sie setzte sich zu Simon ans Fenster und umarmte ihn fest. Wenigstens Simon war in Sicherheit, auch wenn er nach dem Holzauber übel zugerichtet war.
Simon zog sie noch enger an sich. »Es wird ihnen nichts geschehen«, sagte er. »Mach dir keine Sorgen.«
Aber Lucy machte sich Sorgen. Wie jeder hinter der großen roten Tür.